Geburtstagsgeschenke sind immer so eine Sache für sich. In der Regel bin ich ein Fan von praktischen Geschenken: Kulinarische Genüsse, schnöder Mammon oder eben was selbst Gebasteltes.
Da die Feier jetzt vorbei ist und die Geburtstagskinder ihre Geschenke bekommen haben, kann ich endlich aus dem Nähkästchen plaudern.
Um was geht es?
Zusammen mit einigen Kolleginnen kamen wir auf die Idee, dass wir den drei Fans der drei ??? doch ein Hörspiel neu aufnehmen konnten. Dank der guten Arbeit von Rocky Beach fanden wir ein passendes Skript. Ich habe dabei unter anderem eine Rolle eingesprochen, aber auch den Schnitt vorgenommen. Da ich dergleichen noch nie gemacht habe, möchte ich in diesem Blogbeitrag von meinen Erfahrungen berichten.
Von Kollaboration, Information und Ton
„Die gemeinsame Arbeit fand in der Cloud statt.“ Hach, ein schöner Satz. Wir nutzten Google Drive, teilten die Scripte miteinander, schrieben sie passend auf die Geburtstagskinder um und nummerierten die entsprechenden Sätze durch. Danach teilten wir uns die vorhandenen Rollen zu. Schnell wurde uns klar: Justus Jonas, Bob Andrews und Peter Shaw müssen bleiben! Ebenso fand sich kein guter Ersatz für den Erzähler. Dementsprechend waren die restlichen Rollen schnell verteilt.
Da alle ihre Aufnahmen Zuhause erstellten, waren die Hardware-Voraussetzungen vermutlich prinzipiell grundverschieden. Wir nutzten bei uns Zuhause Rechner mit Headsets, andere wiederum sprachen die Texte auf ihren Smartphones ein. Die entsprechenden Dateien waren also durchweg nicht von gleicher Qualität und Lautstärke, ebenso gab es einige Pausen, die wegzuschneiden waren.
Um von vorn herein ein Chaos zu vermeiden, gaben wir den Dateien die Namen der entsprechenden Scriptnummer, angehangen vom Namen der Aufnehmenden. Schon vorab: Es musste nichts neu eingesprochen werden! 🙂 Dennoch war das bereits eine erste Hürde…
Von Audacity, mp3, m4p und anderen Dingen
Als Programm zur Tonbearbeitung wählte ich Audacity. Es handelt sich hierbei um eine Open Source Software.
Screenshot von Audacity
Zunächst nahm ich mir die Originaldatei vor und zerschnitt sie. Dabei markierte und kopierte ich entsprechende Abschnitte und nutzte die Exportfunktion von Audacity, um die Dateien als mp3 abzuspeichern.
Dann legte ich ein neues Projekt an und es ging los. Jede Aufnahme musste nachträglich geschnitten und meist auch angepasst werden. Audacity bietet diese Optionen an, man kann Passagen nachträglich markieren und löschen oder verstärken. Es wurden insgesamt etwa 350 Passagen zusammengefügt, geschnitten und bearbeitet. Da einige Aufnahmen als m4p vorlagen (ein Format, was wohl vor allem bei Apple-Geräten erzeugt wird?), musste ich diese zunächst umwandeln. Hierbei half mir das Freeware-Tool Free M4a to MP3 Converter von Maniactools.
Am Ende normalisierte ich den Ton mit Audacity (eine Funktion, die die Lautstärke in allen Bereichen etwa gleich laut macht) und exportierte das ganze wieder.
Relikte einer vergessenen Zeit
Das nächste Problem: Wir wollten das Hörspiel natürlich klassisch darbieten: Als Kassette! Dank des Kapitalismus ist ja alles zu kaufen: Amazon verschickt immer noch leere Kassetten. Doch wie bekommt man eine mp3 da drauf? Anja und ich haben eine Weile experimentiert…
Da wir immer noch unsere alte Stereoanlage im Schrank stehen haben – dank externen Soundeingängen kann man ja auch super vom Smartphone aus die Boxen ansteuern – war der erste Gedanke, dort die mp3 im Smartphone abzuspielen und auf Kassette aufzunehmen. Das Problem könnte man mit folgendem Dialog wiedergeben:
Entwickler der Stereoanlage: „Wir haben die Möglichkeit, externe Geräte per Klinke anzuschließen. Sollen die Nutzer jetzt auch aufnehmen können?“
Manager: „Was, wozu? Wer sollte denn was anderes aufnehmen als von CD? CDs werden nie aussterben!“
Nunja. In unseren alten Beständen fanden wir tatsächlich eine RW. Windows bietet seit einigen Jahren selbst die Funktion, Musik-CDs zu brennen. Die MP3 eingefügt, vorher die Outtakes angehangen, zack, bespielte CD-RW. „Moment, konnten Stereoanlagen RW lesen?“ In unserem Fall die Antwort: nein.
Noch tiefer unten im Schrank fanden wir dann sogar noch eine CD-R. Diese wurde dann von der Stereoanlage erkannt. Es konnte losgehen: Die CD wurde auf Kassette aufgenommen.
Undercover
Die nächste Schwierigkeit: Das Cover. Eine der Kolleginnen scante das alte Cover ein und bearbeitete die entsprechenden Passagen, damit unsere Geburtstagskinder „ihre“ Version bekamen. Dennoch: der Scan war natürlich nicht wirklich perfekt gerade ausgerichtet.
Als Bildbearbeitungssoftware verwendete ich GIMP, eine freie Software mit offenem Source Code. Nach kleinem Drehen, Zuschneiden und Anpassen an die Größe des Kassetten-Inlays hatten wir jetzt also auch individualisierte Kassetten!
Screenshot von GIMP
… und wenn der Hund nicht gewesen wäre…
Das war mein kleiner Ausflug in die Welt der Ton- und Bildbearbeitung. Ich habe einige interessante freie Software kennen lernen und mich damit „fortbilden“ dürfen. (Von wegen life long learning und so.) Ich hoffe, den Geburtstagskindern gefällt ihr Geschenk, wir waren alle sehr erstaunt über das Ergebnis und sind um einige Erfahrungen reicher.